Mut zum Leuchtturm - Stadtaufzug an der Martinitreppe
Die Fittinge e.V. - Arbeitsgemeinschaft für die Integration behinderter und nichtbehinderter Menschen hat den Slogan: „Eine Stadt für alle“ schon in den 90-ern benutzt. In diesem Sinne war die Überwindung von Barrieren wie des Höhenunterschiedes zwischen Ober- und Unterstadt ein Ur-Thema des Vereins.
Die Martinitreppe als die steinerne Barriere Mindens war oft Teil von Aktionen wie diverser Stadtrundgänge und Rollstuhlparcours, einer Mitmach-Aktion zum Mauern einreißen 2001 und einer Fragebogen-Aktion zur Barrierefreiheit mit Clown Pellegrini 2009.
Damals verteilten die Fittinge auch eine satirische „Umleitungs-Empfehlung“, um z. B. von der Bäckerstraße in der Unterstadt zum Martini Kirchplatz in der Oberstadt zu gelangen.
„Wer nicht in der Lage ist die Martinitreppe zu steigen, muss einen weiten Umweg in Kauf nehmen. Ein ‚normaler‘ Fußgänger benötigt für die ausgewiesene 2,1 km lange Umleitungsstrecke über ZOB, Lindenstraße, Schwichowwall, Königswall und Pöttcherstraße zum Martinikirchhof 25 Minuten. Menschen mit schwerer Gehbehinderung oder Rollstuhlfahrer brauchen erheblich länger, wenn sie denn überhaupt über die Kraftreserven verfügen. Kürzere Umgehungsstrecken wie über die Opferstraße kommen nicht in Frage, weil sie mehr als 6% Steigung aufweisen.“ (Zitat aus der Pressemitteilung der Fittinge zur Aktion am 8.5.2009)
Der Verein propagiert die Faustregel: Was für Menschen mit Behinderung gut ist, nützt auch vielen anderen Menschen: Kinderwagen schiebenden Eltern, mit Einkäufen bepackten Kunden, Senioren mit Rollator… Und irgendwann kommt jede Person in die Situation, entsprechende Erleichterungen zu brauchen. Deshalb sprechen sich die Fittinge schon seit vielen Jahren für die Idee eines Aufzugs an der Stelle aus – für viele „schwerstmehrfach normale“ Menschen dennoch lange ein abstruser Gedanke…
Die Fittinge haben sich mit vielen Verbündeten für die grundsätzliche Absicht im Masterplan der Stadt Minden ausgesprochen, bei allen baulichen Vorhaben bestmögliche Barrierefreiheit zu bedenken. In einer Mitmach—Fotoaktion der Fittinge zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung behinderter Menschen am 5. Mai 2011 wurden viele Bilder gesammelt. Sie trugen zur Identifizierung noch vorhandener Barrieren bei und flossen in den Barriereatlas der Stadt ein. Die Fittinge begrüßen die seitdem schon verwirklichten Schritte hin zu mehr Barrierefreiheit, die im Einklang mit diesem Ziel stehen, wie das verbesserte Pflaster in der Fußgängerzone, die Neugestaltung des ZOB, abgesenkte Bürgersteige, Markierungen für sehbehinderte Personen usw.
Endlich wird auch die Idee eines Stadtaufzugs, wie es ihn schon vielerorts gibt, breiter diskutiert. Auch der Mindener Beirat für Menschen mit Behinderung nimmt sich seit Jahren des Themas an und berät die entsprechenden städtischen Gremien.
Von allen bisher vorgestellten Modellen ist nun die spektakuläre Turmvariante die einzige, die anscheinend wirklich barrierefrei und inklusiv ist.
Die Fittinge plädieren daher dafür, hier an der Martinitreppe keine Schmuddel- oder Angsträume entstehen zu lassen, keine halb versteckten Halbherzigkeiten zu bauen, sondern lieber eine Attraktion daraus zu machen wie in manchen anderen Städten, die sogar Touristen anziehen kann: Mut zum Leuchtturm – ein Mehrwert für die „Stadt für alle“.